Ohne Frauen keine Wirtschaftskraft
27. März 2025

Der neue Bundestag hat sich geformt, die Koalitionsverhandlungen gehen in die finalen Abstimmungen. Mit 32 % weiblichen Abgeordneten ist die Repräsentation von Frauen deutlich zurückgegangen. Deshalb braucht es besonders jetzt überparteilichen Einsatz für Frauenrechte
Als FRAUEN100 haben wir im Anschluss an unser ECONOMY Dinner eine überparteiliche Arbeitsgruppe initiiert und die letzten Wochen intensiv an Handlungsempfehlungen für die neue Regierung gearbeitet. Gemeinsam mit Stimmen aus SPD, Union, FDP und Bündnis 90 / Die Grünen sowie Wirtschaftsexpertinnen und Soziologien veröffentlichen wir heute unsere Arbeitspapier: „Ohne Frauen keine Wirtschaftskraft: Acht Forderungen für eine starke Zukunft“
Jetzt ist die Zeit, dass wir damit an die Öffentlichkeit treten. Jetzt ist die Zeit, dass der neue Bundestag diese wichtigen Weichenstellungen angeht. Jetzt ist die Zeit für Chancengerechtigkeit in der Wirtschaft! #GleichbeRECHTigung
1. Elterngeld muss den tatsächlichen Lebensverhältnissen entsprechen – Anpassung der Grenze an das verbleibende Einkommen!
Um Familien mit geringem Einkommen zu unterstützen und Fehlanreize bei Besserverdienern zu vermeiden, müssen wir das Elterngeld dynamisieren, einen Inflationsausgleich schaffen, Anreize für Väter schaffen, Elternzeit zu nehmen und die Einkommensgrenze an die aktuelle finanzielle Situation anpassen. Nicht das Haushaltseinkommen vor der Elternzeit darf als Maßstab für die Höhe des Elterngeldes genommen werden, sondern das verbleibende Einkommen des Partners, der weiterhin erwerbstätig bleibt. Nur so entspricht das Elterngeld der tatsächlichen finanziellen Lage der Familie, ohne dass der in Elternzeit gehende Partner benachteiligt wird.
2. Teilzeit darf keine Frauenangelegenheit bleiben – Anreize schaffen und traditionelle Rollenbilder aufbrechen!
Teilzeit muss auch für Männer attraktiv gemacht werden, vor allem in Führungspositionen. Unternehmen müssen incentiviert werden, familienfreundliche Arbeitszeitmodelle zu fördern, um das traditionelle Rollenverständnis zu ändern. Eine gezielte Kampagne würde zeitgemäße Rollenbilder stärken und die Akzeptanz für Teilzeit sowie gemeinsame Care-Arbeit fördern.
3. Familiensplitting statt Steuerklasse V – für die wirtschaftliche Unabhängigkeit von Frauen!
Das Ehegattensplitting schafft einen steuerlichen Fehlanreiz, der vor allem Frauen vom Arbeitsmarkt fernhält und sie in die wirtschaftliche Abhängigkeit treibt. Wir müssen stufenweise die Steuerklasse V abschaffen und brauchen zukünftig ein Familiensplitting, bei dem Kinder gerecht berücksichtigt werden und die Gleichstellung von Müttern und Vätern endlich erreicht wird.
4. Gender-Pay-Gap endlich schließen – Konsequente Lohntransparenz und einheitliche Definition von ‚gleichwertiger Arbeit‘!
Frauen verdienen über ihr gesamtes Leben 40-45% weniger als Männer (vor allem, weil “Männer- und Frauenjobs unterschiedlich vergütet werden) und erhalten deutlich weniger Rente. Wir fordern die konsequente Umsetzung der EU-Richtlinie zu Lohntransparenz, regelmäßige Anpassungen des Entgelttransparenzgesetzes und eine einheitliche Definition von ‚gleichwertiger Arbeit‘, um Lohngleichheit sicherzustellen.
5. Kinderbetreuung muss voll absetzbar sein – damit beide Elternteile arbeiten können!
Kinderbetreuungskosten müssen zu 100% absetzbar sein und die aktuelle Grenze von 4.800 Euro auf mindestens 9.000 Euro / Jahr erhöht werden – damit voll berufstätige Eltern zuverlässig entlastet werden. Das gilt für Arbeitnehmer:innen und Selbstständige, um auch für Gründerinnen die finanzielle Belastung zu reduzieren und somit den Gründerinnen-Anteil in Deutschland zu steigern.
6. Die Verantwortung für Kitas darf nicht länger hin und her geschoben werden – der Bund muss sich endlich um eine zuverlässige Kinderbetreuung kümmern!
Kitas dürfen keine Ländersache bleiben: für einheitliche Qualität, langfristige Finanzierung und gleiche Chancen für alle Kinder! Denn frühkindliche Bildung ist ein Wirtschaftsfaktor: Eine flächendeckende, zuverlässige Kinderbetreuung ermöglicht die Rückkehr von Eltern in den Arbeitsmarkt und wirkt dem Fachkräftemangel entgegen.
7. Bildung beginnt in der Kita – daher gehören sie nicht unter Soziales oder Gesundheit, sondern ins Bildungsressort!
Frühkindliche Bildung ist der erste Baustein unseres Bildungssystems und muss als solcher einheitlich gesteuert werden. Statt uneinheitlicher Zuständigkeiten auf Landesebene fordern wir, dass Kitas bundesweit dem Bildungsressort zugeordnet werden – mit besseren Bildungsprogrammen, fairer Bezahlung für Erzieher:innen und einer stärkeren Anerkennung ihrer Arbeit.
8. Mehr Sicherheit für Eltern nach der Elternzeit – verlängerter Kündigungsschutz und Fürsorgeverantwortung als Diskriminierungsmerkmal!
Eltern brauchen einen besseren Schutz nach dem Wiedereinstieg in den Job. Wir fordern einen verlängerten Kündigungsschutz von mindestens drei Monaten nach der Elternzeit, ein neues Diskriminierungsmerkmal „Fürsorgeverantwortung“ im AGG und eine verbesserte Umsetzung des Mutterschutzgesetzes in Unternehmen. Selbständige Frauen müssen zudem Zugang zu einem freiwilligen Mutterschutzsystem erhalten.
Mehr zu den Forderungen und den Assets, um unsere Handlungsempfehlungen zu unterstützen unter: