Maedchen brauchen Rolemodels
23. Oktober 2024
Warum beginnen so viele Mädchen schon im frühen Alter damit, an sich und ihren Träumen zu zweifeln? Die sogenannte "Dream Gap" beschreibt genau diese besorgniserregende Phase, die oft bereits im Alter von fünf bis sieben Jahren einsetzt. In dieser Zeit verlieren viele Mädchen den Glauben daran, dass sie in der Zukunft jede beliebige Rolle übernehmen können – sei es als Wissenschaftlerin, Politikerin oder Führungskraft. Während Jungen in diesem Alter weiterhin ihre Träume ungehindert verfolgen, beginnen Mädchen, gesellschaftliche Stereotype zu verinnerlichen, die sie von ehrgeizigen Zielen abhalten. Der "Dream Gap" ist tief mit den Erwartungen und Rollenbildern verknüpft, die ihnen in ihrem Umfeld begegnen und ihre Vorstellung von der eigenen Zukunft prägen.
Ein entscheidender Faktor bei der Entstehung des Dream Gaps ist die Erziehung. Studien belegen, dass Mädchen bereits früh beigebracht wird, sich zurückhaltender und weniger dominant zu verhalten. Eltern und Lehrkräfte tragen oft unbewusst zu diesem Problem bei, da sie Mädchen tendenziell als „sanft“ und „fürsorglich“ wahrnehmen und ihnen seltener Führungsqualitäten zuschreiben als Jungen. Diese subtilen Botschaften prägen das Selbstbild der Mädchen und beeinflussen langfristig ihre beruflichen Ambitionen. Um dem entgegenzuwirken, müssen Eltern, Erzieher und die Gesellschaft insgesamt aktiv daran arbeiten, Mädchen ermutigende Signale zu senden und ihnen aufzuzeigen, dass ihnen alle beruflichen Möglichkeiten offenstehen.
Auch die Medien spielen eine zentrale Rolle bei der Entstehung von Rollenbildern und dem Selbstverständnis von Kindern. Häufig sehen Mädchen in Filmen, Serien oder Büchern weibliche Charaktere in traditionellen Rollen oder Berufen, die als „weiblich“ gelten. Dies kann die Vorstellungskraft und das Potenzial von Mädchen begrenzen. Besonders präsent momentan: Der "Tradwife-Trend". Frauen die sich in den Sozialen Medien bewusst traditionellen Geschlechterrollen zuwenden und das Ideal der gehorsamen, häuslichen Ehefrau propagieren. Ein fragwürdiges Signal für junge Mädchen. Indem das Lebensmodell der "Tradwife" als wünschenswerte Norm dargestellt wird, entsteht die Gefahr, dass Mädchen frühzeitig den Eindruck gewinnen, ihr Wert liege in erster Linie in ihrer Rolle als Ehefrau und Mutter. Dies kann dazu führen, dass sie ihre eigenen Ambitionen und Talente in den Hintergrund stellen und den Glauben verlieren, dass sie in der Lage sind, beruflich oder intellektuell ebenso erfolgreich zu sein wie ihre männlichen Altersgenossen.
Neben so ausgelösten Selbstzweifeln tragen auch systemische Barrieren zur Verstärkung der Dream Gap bei. Ungleiche Ressourcenverteilung in Bildung und Sport, insbesondere in den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik), behindert oft den Fortschritt von Mädchen. Forschungen zeigen, dass Mädchen weniger Unterstützung in Führungspositionen erfahren und im Sport weniger gefördert werden als Jungen. Solche strukturellen Ungleichheiten tragen dazu bei, dass der "Dream Gap" weiter verfestigt wird.
Eine Schlüsselinitiative, die sich diesem Problem widmet, ist das „Dream Gap Projekt“ von Barbie. Diese Initiative zielt darauf ab, das Selbstbewusstsein von Mädchen zu stärken, indem weltweit positive weibliche Vorbilder präsentiert werden. Dabei wird betont, dass Mädchen reale Frauen in inspirierenden Karrieren sehen müssen, um zu erkennen, dass auch ihnen alle beruflichen Möglichkeiten offenstehen.
Solche Vorbilder sind von zentraler Bedeutung, um das Selbstvertrauen von Mädchen in ihre eigenen Fähigkeiten zu stärken. Studien zeigen, dass Mädchen oft weniger Vertrauen in ihre Führungsqualitäten entwickeln und auch weniger soziale Unterstützung erwarten, wenn sie Führungsrollen anstreben. Deshalb reicht es nicht aus, ihnen nur zu sagen, dass sie alles erreichen können – sie müssen es auch sehen, um daran zu glauben.
Die Rolle von Vorbildern, wie sie durch das Dream Gap Projekt hervorgehoben werden, ist daher nicht nur ein Mittel zur Inspiration, sondern ein entscheidender Schritt, um systemische Barrieren abzubauen und Mädchen auf ihrem Weg in die Zukunft zu unterstützen.