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FRAUEN100 x Barbie 2024

29. Oktober 2024

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FRAUEN100 x Barbie 2024

Lebenswege unterscheiden sich, Karrieren, Netzwerke, Ziele. Aber wie kommt es, dass über die Hälfte aller Mädchen an ihren Talenten zweifeln und Angst haben, nicht genug zu sein? Am 24. Oktober im legendären Kranzler am Ku‘Damm sind rund 50 geladene Frauen beim FRAUEN100 X Barbie Dinner dieser Frage nachgegangen.


Das Projekt „Dream Gap“ beschäftigt Barbie seit Jahren: Die Initiative will Mädchen die Mittel und Unterstützung geben, zu sein, was sie werden wollen. Denn Stereotype und gesellschaftliche Vorurteile sind immer noch Hürden, die Mädchen davon abhalten, groß zu träumen. Gerade von technischen Berufen und mächtigen Führungspositionen trauen sich Mädchen deutlich seltener zu träumen – frühkindliche Prägung, Vorbilder und unterschiedliche Bewertungsstandards führen dazu, dass Kinder diese schon ab einem jungen Alter als Berufsfelder für Männer wahrnehmen.


Elternhaus

Wie groß der Einfluss von Eltern darauf ist, ob ein Mädchen es schafft, die Dream Gap zu überwinden, zeigen die Redebeiträge des Abends.


Box-Weltmeisterin Regina Halmich erzählt im Panel von den Widerständen, die ihr begegneten, als sie sich entschied, Boxerin zu werden. Mit elf Jahren wechselte sie von Karate zum Kickboxen – ihr Trainer entdeckte ihr enormes Potential und ermutigte sie, den Weg in Richtung Profi-Sport einzuschlagen. Ihre Eltern gaben ihre Erlaubnis und unterstützten Regina, doch sie erinnert sich: „Das schlimmste war für mich das Umfeld, auch die Nachbarschaft. Die ersten Jahre mussten wir, auch meine Eltern, uns oft dafür rechtfertigen, es kamen Fragen wie: Warum hat die nichts vernünftiges gelernt?“ Regina half vor allem eines, diese kritischen Stimmen zu überhören: „Ich wollte mir diesen Traum nicht nehmen lassen und ich hatte unglaubliche Energie. Der Wille war stärker und ich habe gesagt: Ich werde irgendwann Weltmeisterin, auch wenn mein Umfeld den Kopf schüttelt.“ Im Sport ist die Dream Gap besonders stark: So geben in einer Umfrage aus England über die Hälfte der Jungen an, gerne Spitzensportler werden zu wollen – während sich nur knapp ein Drittel der Mädchen traut, dasselbe zu träumen.


Vorbilder

Nicole Bédé ist Strafverteidigerin in Berlin – ein Beruf, der nach wie vor als Männerdomäne gilt. Auch ihre Eltern haben gesagt: Mach, was du für richtig hältst – und so ging sie nach dem Jura-Studium in eine Kanzlei für Strafverteidigung. Wie bei Regina war auch bei ihr das Umfeld herausfordernd. „Am Anfang haben Kollegen gesagt, die geht doch mit dem Richter ins Bett, nachdem ich ein gutes Urteil bekommen hatte“, erinnert sie sich. „Natürlich beschäftigt das einen.“ Dabei merkt sie, dass es auch ein Vorteil sein kann, in ihrem Beruf eine Frau zu sein. Sie erzählt von der Vermittlung zwischen straffälligen Zuhältern: „Die sagten dann: Wir müssen uns vor dieser Dame benehmen! Man kommt anders ins Gespräch.“ Heute ist sie Mentorin an der Uni Potsdam, viele Studentinnen können sich nach ihrer Präsentation vorstellen, denselben Weg einzuschlagen. Die Juristin sagt über ihre Rolle als Vorbild: „Man muss einfach versuchen, die Menschen zu inspirieren.“


Genau solch ein Vorbild fehlte Katrin Eigendorf – die Journalistin und Grimme-Preisträgerin arbeitet seit über 25 Jahren als Reporterin und Kriegsberichterstatterin. Schon als junge Journalistin war ihr klar, dass sie aus dem Ausland berichten wollte: „Da gab es praktisch keine Vorbilder – denn damals war der durchschnittliche Auslandskorrespondent männlich.“ Später als Mutter stellte sich ihr Vorgesetzter sogar aktiv gegen ihren Wunsch, aus einem Kriegsgebiet zu berichten: „Du kannst zuhause mit deinem Plastik-Panzer spielen“, sagte er zu ihr, denn eine Frau mit Kindern könne nicht aus dem Krisengebiet berichten. Auch sie sieht aus ihrer Erfahrung für eine Frau in vermeintlichen „Männerdomänen“ nicht zwangsläufig Nachteile – um über die Lage der Frauen und Mädchen in Afghanistan zu berichten, hat Katrin Eigendorf auch mit Taliban-Anführern gesprochen: „Ich hatte noch nie die Situation, dass ich nicht mit irgendeinem noch so konservativen Mann reden konnte – in manchen Situationen kann es sogar de-eskalierend wirken, eine Frau im Team zu haben.“ Heute ist sie selbst Vorbild und aus Überzeugung Mentorin für junge Frauen.


Repräsentanz in den Medien

Eine enorm wichtige Rolle bei der Entdeckung von Vorbildern spielen Medien – nach wie vor sind in den meisten Filmen die Hauptdarsteller männlich, weibliche Figuren haben signifikant weniger Redeanteil. Anders im Film „Chantal im Märchenland, dessen Produzentin Lena Schömann auf dem zweiten Panel erzählt: „Die Filmindustrie muss einen Beitrag zum Aufbrechen von Stereotypen leistet. Uns war es wichtig, dass wir einen Film mit starken weiblichen Hauptfiguren drehen und starke Vorbilder für junge Mädchen schaffen.“


Schauspielerin Gizem Emre erzählt von ihrer Freundschaft mit Hauptdarstellerin Jella Haase und der Frauensolidarität am Filmset. „Es war an der Zeit, dass ein Märchen erzählt wird, in dem die Prinzessin sich selbst rettet“, sagt sie. „Dabei haben wir natürlich auch mit Klischees gespielt: Zwei Mädchen, die aus dem Ghetto kommen und ihre Träume leben.“ Sie selbst ist als Kind türkischer Einwanderer in Berlin Kreuzberg aufgewachsen, wenn es nach ihren Eltern ginge, wäre sie wohl Ärztin oder Juristin geworden. Heute ist ihr Papa ihr größter Fan – und sie ein Vorbild. „Wenn ich die Nachrichten von jungen Mädchen bekomme, macht mich das sehr stolz – weil ich merke, dass ich ihnen helfe, mutiger zu werden.“


Soziale Herkunft verstärkt Dream Gap

Model Betty Taube erzählt in ihrem bewegenden Beitrag zum Abschluss des Abends, wie es ist, nicht nur ohne Vorbilder und Unterstützung aufzuwachsen – sondern auch noch Erfahrungen von Missbrauch und Alkoholsucht machen zu müssen. „Achtzehn Jahre lang ging es bei mir einfach nur ums Überleben“, sagt sie. Die ersten neun Jahre ihres Lebens war Alltag, dass ihre Mutter sie – oft unter Alkoholeinfluss – physisch und psychisch misshandelte. Dann kam sie in ein Kinderheim. „Ich hatte keine stolzen Eltern, die mir sagen ich wünsche dir morgen ganz viel Glück bei deinem Schulauftritt“, erzählt Betty. Sie ist gefasst, mithilfe von Therapie hat sie die traumatische Zeit aufgearbeitet. Und sie weiß, dass ihr Weg besonders ist: „95 % der Kinder, die mit mir im Heim waren, leben heute auf der Straße oder sind abhängig von Drogen und Alkohol.“ Sobald ein Jugendlicher eine Ausbildung beginnt, endet die Zuständigkeit des Jugendamts. Einen Umgang mit den traumatischen Ereignissen finden, sich Hilfe suchen – all das musste Betty selbst schaffen. Seit ihrer Teilnahme an Germanys Next Topmodel ist sie ein Vorbild, bekommt viele Nachrichten von jungen Menschen, die in ähnlichen Situationen sind, wie sie es war. „Ich rate immer allen: du musst durchhalten.“


Spielen regt zum Träumen an

Bis heute, sagt Betty, spielt sie gerne. Ein Flugzeug, ein Auto, „manchmal habe ich Dinge aufgeschnappt und dachte: das will ich auch können!“ Sie ist neben ihrer Model-Karriere auch Rennfahrerin und Pilotin.


Dass Spielen Träume schaffen kann, erzählt auch Moderatorin Yara Hoffmann. „Jeder hat seine eigene Barbie-Story“, stellt die Journalistin fest und berichtet von den Gesprächen in einem Kinderhospiz, an das sie 15 Barbies spenden durfte. Ihre eigene Barbie-Geschichte handelt von ihrer Mutter, die ein wunderschönes Barbie Traumhaus gebaut hat: „Barbie-Spielen hat die Begeisterung für das in-Rollen-Schlüpfen und vieles sein zu dürfen auf eine große Weise gefördert.“ Heute hilft ihr die Erinnerung daran: „Wir können uns trauen mehr zu sein als die Facetten, in die wir reinpassen sollen. Wir können alles sein!“


„My Barbie Story“:  Buch sammelt Geschichten aus 65 Jahren

Yara und viele andere weibliche Vorbilder haben ihre Geschichten in einem neuen Sammelband anlässlich des 65. Geburtstags von BARBIE erzählt. Neben Helen Mirren oder Claudia Schiffer sind auch deutsche Role Models wie Olympia-Siegerin Kristina Vogel dabei. Der Erlös der Bücher geht komplett an UN Women.


Text von Mirijam Trunk

Vielen Dank an unsere Partner, die dieses Event möglich gemacht haben!n

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