Alte Rollen? Neue Wege!
25. September 2024
Der Weg zum eigenen Unternehmen ist für Frauen nach wie vor mit vielen Hindernissen verbunden. Obwohl über 55 Prozent der Deutschen berufliche Leistung und Aufstieg als wesentliche Erfolgskriterien ansehen, stehen Frauen häufig vor besonderen Herausforderungen, die ihre männlichen Kollegen in dieser Form nicht erleben. Ein zentraler Aspekt ist die ungleiche Verteilung von Familien- und Hausarbeit, die es Frauen erschwert, eine Balance zwischen beruflichem und privatem Erfolg zu finden. Gleichzeitig setzen immer mehr Frauen mutig neue Maßstäbe für Erfolg und zeigen, dass Selbstverwirklichung auch abseits klassischer Karrierepfade möglich ist.
Die aktuellen Zahlen zeigen ein ernüchterndes Bild: Im vergangenen Jahr erhielten Start-ups mit rein weiblichen Gründerteams nur rund 5 % des gesamten Risikokapitals. Dies zeigt, dass die Chancengleichheit zwischen Männern und Frauen in der Gründerszene noch lange nicht erreicht ist. Während Männer nach wie vor den Großteil der Finanzierung erhalten, kämpfen Frauen um Sichtbarkeit, Ressourcen und Unterstützung. Dabei sind viele von ihnen in Bereichen tätig, die ein hohes Innovationspotenzial aufweisen und gesellschaftlich relevante Probleme adressieren.
Gründerinnen sind häufig in Bereichen wie Nachhaltigkeit, Bildung oder Gesundheit aktiv - Bereiche, die in Zeiten der Klimakrise und eines wachsenden Bewusstseins für soziale Gerechtigkeit an Bedeutung gewinnen. Doch während diese Bereiche immer mehr in den Fokus der Gesellschaft rücken, werden die Unternehmerinnen hinter diesen Ideen noch nicht ausreichend unterstützt. Frauen müssen oft härter darum kämpfen, in den männlich dominierten Netzwerken der Investoren wahrgenommen zu werden.
Ein weiteres Hindernis auf dem Weg zur erfolgreichen Unternehmensgründung ist das Fortbestehen überholter Rollenbilder. Frauen stehen oft unter einem doppelten Druck: Einerseits sollen sie beruflich erfolgreich sein, andererseits wird immer noch erwartet, dass sie den Großteil der Familienarbeit übernehmen. Diese traditionelle Arbeitsteilung bremst Frauen aus und erschwert es ihnen, sich voll und ganz auf das Unternehmertum zu konzentrieren.
Die Folge: Viele Gründerinnen entwickeln ihre Ideen nur nebenbei oder in Teilzeit, während ihre männlichen Kollegen ihre Projekte oft hauptberuflich und mit stärkerer finanzieller Unterstützung vorantreiben können. Diese ungleichen Voraussetzungen führen dazu, dass viele weibliche Start-ups langsamer wachsen und seltener den Weg zu einer größeren Finanzierung finden.
Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist für viele Frauen von zentraler Bedeutung. Der Wunsch, Erfolg nicht nur über finanziellen Erfolg und Karrierefortschritt zu definieren, sondern auch persönliche Erfüllung, Sinnhaftigkeit und soziale Verantwortung in den Vordergrund zu stellen, ist stark ausgeprägt. Dieser Wertewandel ist nicht nur bei Frauen, sondern in der gesamten jüngeren Generation deutlich spürbar. Immer mehr Beschäftigte suchen nach Arbeitsmodellen, die ihren individuellen Wertvorstellungen entsprechen. New-Work-Modelle, flexible Arbeitszeiten und hybride Arbeitsformen, die eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben ermöglichen, setzen hier an.
Der gesellschaftliche Diskurs über die Zukunft der Arbeit und die Rolle und Chancen von Frauen spielt dabei eine wichtige Rolle. Wir müssen viel mehr über Frauen sprechen, die mutig traditionelle Wege verlassen. Diese Pionierinnen zeigen, wie Erfolg neu gedacht werden kann und dass es nicht nur um finanziellen Gewinn, sondern auch um innovative Lösungen in einer sich verändernden Welt gehen muss. Die Vernetzung mit anderen Gründerinnen und Vorbildern ist für den Erfolg weiblicher Start-ups entscheidend. Wenn wir voneinander lernen und unsere Talente kombinieren, können neue Ideen und Visionen entstehen und Wirklichkeit werden.
Die Herausforderungen für Gründerinnen in Deutschland sind vielfältig, aber der Wandel ist in vollem Gange. Frauen erobern sich ihren Platz in der Start-up-Welt, setzen auf innovative Ideen und zeigen, dass Erfolg nicht nur über Geld und Status definiert werden muss. Um echte Chancengleichheit zu erreichen, bedarf es jedoch nicht nur des Engagements der Gründerinnen selbst, sondern auch einer Politik und Wirtschaft, die moderne Rollenbilder fördert und unterstützt. Nur so kann eine Balance geschaffen werden, die es Frauen ermöglicht, ihre unternehmerischen Träume frei von überholten Erwartungen zu verwirklichen.